Donnerstag, 11. Oktober 2018

Stadtrundgang II


Der verbrannte Traum“ wird wiederholt:
Stadtrundgang durch das jüdische Baden-Baden

Die Erfolgsgeschichte geht weiter: Nachdem der Stadtspaziergang mit Angelika Schindler und Josua Straß zu verschiedenen Stolpersteinen in Baden-Baden so großen Zuspruch gefunden hatte, wird nächste Woche der Wunsch nach einer Wiederholung erhört! Und war der Spaziergang im Sommer Teil der Aktion „Baden-Baden liest ein Buch“ des Bündnisses Baden-Baden ist bunt, so wird die Herbstveranstaltung am kommenden Dienstag, 16. Oktober, Teil der jüdischen Kulturtage sein. Die Einführung findet um 18 Uhr im Gartensaal der Stadtbibliothek statt, ein Rundgang durch die Innenstadt schließt sich an. Er beginnt um 19.30 Uhr vor dem Anwesen am Sonnenplatz 1. Der Eintritt ist frei.

Bericht über den Sommer-Spaziergang => KLICK

Die brennende Synagoge 1938 sollte das Ende eines Traums von Weltoffenheit werden, den Juden und Nichtjuden im internationalen Kurort Baden-Baden geträumt hatten. Bereits im 
19. Jahrhundert waren jüdische Gäste im Weltbad zahlreich vertreten, jüdische Bürger hingegen durften sich erst seit 1862 ansiedeln. Sie waren bald integriert und weihten 1899 ihre Synagoge ein, die im „kernig deutschen Stil“ erbaut worden war, wie die lokale Presse wohlwollend konstatierte.

Auch nach 1933 fühlten sie sich relativ sicher, denn die Nationalsozialisten verfolgten im internationalen Kurort zunächst einen anderen Kurs und sahen von den üblichen Repressalien ab. Der Badeort sollte als „Visitenkarte“ des Deutschen Reichs der Weltöffentlichkeit das neue Deutschland von seiner besten Seite zeigen. Diese Politik nährte bei jüdischen Bürgern und Gästen die Hoffnung, hier eine Nische gefunden zu haben. Ein gefährlicher Traum, der spätestens mit dem Novemberpogrom am 10.11.1938 sein Ende fand.

Nach einer kurzen Einführung im Ratssaal stellt die Historikerin und ARTE Redakteurin Angelika Schindler zusammen mit Buchhändler Josua Straß sieben Lebensgeschichten vor, die exemplarisch für das Schicksal der Baden-Badener Juden stehen. Dazu nehmen sie die Besucher mit auf einen Rundgang durch die Innenstadt zu ihren Wirkungsstätten.
Bei diesem Stadtspaziergang, der zugleich die Geschichte der jüdischen Gemeinde bis 1945 erzählt, kommen die porträtierten Personen mit Auszügen aus ihren Tagebüchern und Briefen zu Wort. Zahlreiche Photos ergänzen den Rundgang. Der Abschluss widmet sich dem Leben nach dem Überleben und stellt die Frage nach der zweiten und dritten Generation.

Die Jüdischen Kulturtage der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden stehen unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Margret Mergen und von Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch der beteiligten Städte Baden-Baden und Rastatt.