„Der
verbrannte Traum“ wird wiederholt:
Stadtrundgang
durch das jüdische Baden-Baden
Die
Erfolgsgeschichte geht weiter: Nachdem der Stadtspaziergang mit
Angelika Schindler und Josua Straß zu verschiedenen Stolpersteinen
in Baden-Baden so großen Zuspruch gefunden hatte, wird nächste Woche
der Wunsch nach einer Wiederholung erhört! Und war der Spaziergang
im Sommer Teil der Aktion „Baden-Baden liest ein Buch“ des
Bündnisses Baden-Baden ist bunt, so wird die Herbstveranstaltung am
kommenden Dienstag, 16. Oktober, Teil der jüdischen Kulturtage sein.
Die Einführung findet um 18 Uhr im Gartensaal der Stadtbibliothek
statt, ein Rundgang durch die Innenstadt schließt sich an. Er
beginnt um 19.30 Uhr vor dem Anwesen am Sonnenplatz 1. Der Eintritt
ist frei.
Bericht über den Sommer-Spaziergang => KLICK
Die
brennende Synagoge 1938 sollte das Ende eines Traums von
Weltoffenheit werden, den Juden und Nichtjuden im internationalen
Kurort Baden-Baden geträumt hatten. Bereits im
19. Jahrhundert
waren jüdische Gäste im Weltbad zahlreich vertreten, jüdische
Bürger hingegen durften sich erst seit 1862 ansiedeln. Sie waren
bald integriert und weihten 1899 ihre Synagoge ein, die im „kernig
deutschen Stil“ erbaut worden war, wie die lokale Presse
wohlwollend konstatierte.
Auch
nach 1933 fühlten sie sich relativ sicher, denn die
Nationalsozialisten verfolgten im internationalen Kurort zunächst
einen anderen Kurs und sahen von den üblichen Repressalien ab. Der
Badeort sollte als „Visitenkarte“ des Deutschen Reichs der
Weltöffentlichkeit das neue Deutschland von seiner besten Seite
zeigen. Diese Politik nährte bei jüdischen Bürgern und Gästen die
Hoffnung, hier eine Nische gefunden zu haben. Ein gefährlicher
Traum, der spätestens mit dem Novemberpogrom am 10.11.1938 sein Ende
fand.
Nach
einer kurzen Einführung im Ratssaal stellt die Historikerin und ARTE
Redakteurin Angelika Schindler zusammen mit Buchhändler Josua Straß
sieben Lebensgeschichten vor, die exemplarisch für das Schicksal der
Baden-Badener Juden stehen. Dazu nehmen sie die Besucher mit auf
einen Rundgang durch die Innenstadt zu ihren Wirkungsstätten.
Bei
diesem Stadtspaziergang, der zugleich die Geschichte der jüdischen
Gemeinde bis 1945 erzählt, kommen die porträtierten Personen mit
Auszügen aus ihren Tagebüchern und Briefen zu Wort. Zahlreiche
Photos ergänzen den Rundgang. Der Abschluss widmet sich dem Leben
nach dem Überleben und stellt die Frage nach der zweiten und dritten
Generation.
Die
Jüdischen Kulturtage der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden
stehen unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Margret
Mergen und von Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch der
beteiligten Städte Baden-Baden und Rastatt.