Baden-Baden diskutiert ein Buch...
Experiment auf ganzer Linie geglückt
Es war ein Experiment, und es ist geglückt! Zum ersten offenen Tisch mit dem Thema "Baden-Baden diskutiert ein Buch" konnte gleich drei Tische gefüllt werden. Natürlich waren die Mitglieder des Bündnisses "Baden-Baden ist bunt" zahlreich vertreten, und sie freuten sich, auch einmal neben all der Organsiationsarbeit entspannt miteinander plaudern zu können. (Obwohl gleich neue Aufgaben verteilt wurden.)
Aber auch eine Ur-Badenerin hatte sich den Schirm gegriffen und war trotz des widrigen Wetters ins Café in der Kunsthalle gekommen. Sie erzählte, dass sie in der Stephanienstraße groß geworden sei. Als sie Gerhard Durlachers Buch "Ertrinken" nun im Rahmen der großen Mitmachaktion ausgelesen hatte, sei sie sofort losgelaufen und habe mit dem Buch in der Hand versucht, die beschriebenen Orte zu finden. Was nicht ganz einfach ist, weil sie Orte sich im Laufe der Zeit verändert haben: Geschäfte wandelten sich, Fassaden wurden erneuert...
Am besten gelang es ihr, den ehemaligen Schulweg des kleinen Durlacher nachzuvollziehen, kein Wunder, war es ja auch ihr eigener Weg gewesen. Dennoch blieben bezüglich der genannten Örtlichkeiten viele Fragezeichen. Umso mehr freuen sich nun alle auf ein Video, das gerade gedreht wird und in dem alte und neue Schauplätze miteinander verglichen werden.
Auch könnte es demnächst eine Art Stadtplan geben, auf dem die im Buch genannten Orte eingezeichnet sind. Mit diesem Plan könnte dann als nächstes ein Stadtspaziergang initiiert werden... Die Ideen gehen dem Bündnis nicht aus.
Aber noch etwas anderes löste das Lesen des Buches bei der alteingesessenen Baden-Badenerin aus: Plötzlich erinnerte sie sich wieder, dass ihre Mutter ihr später erzählt hatte, dass sie damals jüdischen Bürgern geholfen hatte, indem sie für sie Dinge unter dem Bett versteckte und dann heimlich weiterleitete. "Für uns Kinder war das offenbar eine sehr spannends Sache, und wir fragten ständig nach, was da unterm Bett lag. Aber es sollte ein Geheimnis sein, und wir mussten versprechen, kein Wort darüber zu sagen." Das prägte die Frau, deren eigene Familie heute weltoffen und international ist.
Auch die Chefin des Cafés Kunsthalle, Hatixhe Azemi, ließ es sich gestern nicht nehmen, am Tisch Platz zu nehen. Sie und ihr Ehemann Skender Azemi werden am Projekt "Baden-Baden schreibt ein Buch" teilnehmen und für das Schreibprojekt ihre Flucht aus dem Kosovo in den 90er Jahren schildern.
Und ganz zum Schluss, als die Tischrunde schon aufgelöst war und man sich auf nächste Woche vertagt hatte, erschien noch eine letzte Besucherin und stellte ihr ganz eigenes Projekt vor: Sie will demnächst das Buch in ihrem privaten Freundinnen-Kreis lesen und in der Runde mit jemandem aus dem Bündnis diskutieren. Wir werden darüber berichten.
Der nächste offene "...diskutiert-Tisch" findet am kommenden Freitag, 9. Februar, wieder ab 16 Uhr im Café in der Kunsthalle statt. Herzliche Einladeung an alle, die gerne etwas zum Buch sagen möchten oder Fragen zur Mitmach-Aktion haben. Es werden wieder Mitglieder des Bündnisses vor Ort sein, der Tisch wird leicht erkennbar sein. Wir freuen uns auf Sie!