Szenische Lesung mit Klangteppich war
ein
einmaliger Glanzpunkt mit Emotionen pur
Emotionen
pur auf allen Seiten – immer wieder schwankte das Publikum zwischen
Tränen der Rührung und großen Respekt vor dem Mut und der Tatkraft
der Akteure, und auch diese waren sichtlich ergriffen. Mit anderen
Worten: Die szenische Lesung mit Klangteppich der Aktion „Eine
Stadt schreibt ein Buch“ setzte gestern einen grandiosen vorläufigen
Schlusspunkt unter das Projekt „Baden-Baden liest und schreibt ein
Buch“.
Das Interesse der Baden-Badener an dem Projekt ist
ungebrochen groß, deshalb hatten sich die Veranstalter entschieden, zwei Termine an einem Tag anzubieten - und natürlich! An beiden war
der Bonhoeffersaal mehr als ausgebucht, und viele Unbekümmerte, die
das Angebot der Reservierung leider nicht genutzt hatten, wurden
enttäuscht und mussten nach Hause geschickt werden. Sie haben
definitiv einen einmaligen Glanzpunkt verpasst.
Bis auf den letzten Platz besetzt war der Bonhoefferssal zu beiden Terminen |
Hatte
man sich im Jahr 2018 mit vielfältigen Aktionen ganz dem Thema Lesen
gewidmet und sich auf Anregung des Bündnisses „Baden-Baden ist
bunt“ in der ganzen Stadt anhand des Buches „Ertrinken“ mit Gerhard Durlachers
Kindheit im Dritten Reich in Baden-Baden beschäftigt, so steht das
Jahr 2019 im Zeichen des Schreibprojekts, das der Arbeitskreis
Stolpersteine initiiert und begleitet hat.
Die Organisatorinnen Angelika Schindler, Petra Mallwitz und Ulla Hocker (von links) |
Seit
einen Jahr sammeln Angelika Schindler, Petra Mallwitz und Ulla Hocker
nun schon Fluchtgeschichten aus verschiedenen Jahrzehnten und unterschiedlichen Startländern, die alle
in Baden-Baden endeten; sie arbeiteten mit interessierten Teilnehmern
in zahlreichen Workshops jeweils einen Schlüsselmoment der Flucht
aus und begleiteten den Schreibprozess intensiv. Eine Arbeit, die, wie die
Drei gestern verrieten, noch lange nicht abgeschlossen ist, weil sich
immer noch Menschen melden und ihre Geschichte ebenfalls aufschreiben
wollen. Ziel wird - vielleicht im Herbst - ein Buch werden, in dem
all diese gesammelten Geschichten veröffentlich werden sollen.
Gestern
entpuppte sich der erste Zwischenschritt, eben jene „Szenische
Lesung mit Klanginstallation“, als unglaubliche, unvergessliche
emotionale Achterbahnfahrt.
Auch der Klangteppich der Berliner Künstlerin Rike Scheffler (siehe unten), aus dem kleine Schnipsel der Fluchtgeschichten erklangen, war genau die richtige Einstimmung.
Die Künstlerin Rike Scheffler (rechts) mit der derzeitigen Baldreit-Stipendiatin, Charlotte Eifler |
Die
Teilnehmer selbst berichteten sehr ergreifend über die Gründe, die
sie in die Flucht getrieben hatten, sie berichteten über die
Schwierigkeiten auf dem Weg, über atemberaubende Zufälle und
Glücksmomente, sie berichteten vom Ankommen in Baden-Baden und
zeigten Erinnerungsstücke, die sie aus der Heimat mitgenommen haben, das
reicht von der Schreibmaschine, einer Pelzmütze und einem
Schatzkästchen oder einem roten Schal bis hin zum Salz- und Pfefferschälchen, einem Koffer oder
einem Hobel.
Die
Schauspieler Nadine Kettler und Ron Spieß ergänzten diese Berichte
mit ausdrucksstark vorgetragenen Passagen aus den Fluchtgeschichten,
und die Dramaturgie des Zusammenspiels begeisterte alle.
Nadine Kettler |
Ron Spieß |
Und auch die Akteure hatten zum Schluss allen Grund zum Strahlen. Sie hatten zusammen mit dem Arbeitskreis Stolpersteine und unterstützt durch die Dramaturgin des Theaters, Leona Lejeune, intenive Probenzeiten hinter sich. Zusammenfassend kann man sagen: Die großen Mühen haben sich gelohnt! Danke!