Baden-Baden
liest: „Ertrinken“ von Gerhard Durlacher
Eine
Aktion zum Mitmachen
„Nirgends
war es warm und sicher“– so beschreibt Gerhard Durlacher seine
vom Nationalsozialismus überschattete Kindheit in Baden-Baden:
Spielkameraden lassen den 7jährigen im Stich, die Nerven der Eltern
liegen ständig blank. Immer wieder muss er Abschied nehmen – von
seinem christlichen Kindermädchen oder seiner Hündin Senta, die vor
der bevorstehenden Flucht nach Holland eingeschläfert werden muss.
In seinem Buch "Ertrinken. Eine Kindheit im Dritten Reich"
erzählt der Soziologe und Schriftsteller von zunehmender
Ausgrenzung, Diskriminierung und Heimatverlust. Sein Fazit:
„Unzählige Deutsche, gleichgültig oder vor Angst gelähmt, sahen
uns direkt vor ihren Augen ertrinken. Nur einzelne Mutige (...)
retteten einen Ertrinkenden aus den Fluten“.
Das
Aktionsbündnis „Baden-Baden ist bunt“ erinnert an den inzwischen
verstorbenen Gerhard Durlacher, der am 10. Juli 2018 seinen 90.
Geburtstag gefeiert hätte. Sein autobiographisches Buch ist
Ausgangspunkt für eine Spurensuche in Baden-Baden - nach weiteren
Geschichten, Lebenswegen und Schicksalen, nach Schauplätzen und
Hintergründen. Unterschiedliche Kooperationspartner tragen aus ihrer
Perspektive einen Mosaikstein zum Gesamtprojekt bei: in Form von
Vorträgen und Diskussionsrunden, Lesungen und Theaterinszenierungen,
Stadtspaziergängen, Schulprojekten und Filmvorführungen etc. Mit
dabei sind der Arbeitskreis Stolpersteine Baden-Baden, die Schulen,
das Theater, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, die
Volkshochschule, die Stadtbibliothek, das Kulturamt und viele weitere
Einrichtungen der Stadt.
Veranstalter
„Baden-Baden
ist bunt“ ist ein loses Bündnis aus engagierten Bürgern,
Vereinen, Arbeitsgruppen, Parteien, Kirchengemeinden, die sich im
Januar 2014 spontan zusammenschlossen, um einem geplanten Aufmarsch
von Neonazis in der Stadt die Stirn zu bieten. Seitdem hat sich ein
Organisations-Team herausgebildet, das zum Thema „Gegen rechts, für
mehr Toleranz“ jedes Jahr verschiedene Veranstaltungen durchgeführt
hat und weiterhin plant.
Der
Autor
Gerhard
Durlacher wurde 1928 geboren und wuchs als Kind jüdischer Eltern in
Baden-Baden auf. 1937 flüchtete er als 8jähriger mit seinen Eltern
aus dem nationalsozialistischen Baden-Baden nach Holland. Er
überlebte als einziger seiner Familie das Todeslager
Auschwitz-Birkenau. Nach der Befreiung 1945 kehrte er nach Holland
zurück und wurde später Dozent der Soziologie an der Universität
in Amsterdam. Er starb 1996 in Haarlem.
Das
Buch
Gerhard
Durlacher Buch „Ertrinken“ ist in der Europäischen
Verlagsanstalt erschienen. Es ist mittlerweile vergriffen und auch
antiquarisch nur noch in Einzelexemplaren aufzutreiben.
Das
Bündnis wird das Buch zum Anlass der Aktion „Baden-Baden liest"
nachdrucken lassen.
Das Buch soll Ende November 2017 im örtlichen Buchhandel erhältlich
sein.
Die
Aktionen
1.)
Baden-Baden liest ein Buch …
In
Anlehnung an ähnliche Projekte in Frankfurt und Würzburg
(www.frankfurt-liest-ein-buch.de/2017;
www.wuerzburg-liest.de)
soll „Ertrinken“ im Mittelpunkt der Baden-Badener Aktion „Eine
Stadt liest ein Buch“ stehen. Das Bündnis „Baden-Baden ist bunt“
initiiert das Projekt und möchte es mit verschiedenen
Kooperationspartnern (Schulen, Arbeitskreis Stolpersteine, Kulturamt,
Theater, Stadtbibliothek, Stadtmuseum, Deutsch-Israelische
Gesellschaft,
Kirchliche
Bildungswerke, Buchhändler, VHS etc.) realisieren.
Es
ist an Vorträge und Diskussionen über die Anfänge des Dritten
Reiches in Baden-Baden, Lesungen aus dem Buch „Ertrinken“ in den
Seniorenheimen im Stadtgebiet und an ungewöhnlichen Orten (Parks,
Rathaus, Cafés) gedacht, Kunstlehrer werden gebeten, sich im Rahmen
eines Kunstwettbewerbs mit dem Thema auseinanderzusetzen, die Schulen
werden angeregt, sich im Deutschunterricht und/oder TheaterAGs mit
dem Stoff zu beschäftigen. In so genannten Reader‘s Corners können
Lesepaten abwechselnd werktags in der Mittagspause ca. 30 Minuten
lang kapitelweise aus dem Buch vorlesen, etc..
Am
10. Juli 2018 wäre Gerhard Durlacher 90 Jahre alt geworden: es soll
eine große Geburtstagsfeier stattfinden.
2.)
Baden-Baden schreibt ein Buch …
Der
Arbeitskreis Stolpersteine beteiligt sich mit der Aktion „Eine
Stadt schreibt ein Buch“. Während Gerhard Durlacher 1937 mit
seiner Familie aus Baden-Baden floh, ist der Kurort heute zur neuen
Heimat für Geflüchtete aus den Krisenregionen in aller Welt
geworden. Aber auch früher kamen Menschen hierher, weil sie ihre
Heimatländer verlassen mussten. Viele flüchteten während des
Zweiten Weltkrieges vor der Roten Armee, andere aus der DDR, aus
Osteuropa, aus dem Iran nach dem Sturz des Schahs, aus Russland …
Die wenigsten wissen voneinander, oft kennen nur enge Verwandte und
Freunde die Flucht- und Einwanderungsgeschichten.
Die
Aktion „Baden-Baden schreibt ein Buch“ lädt Menschen
unterschiedlicher Generationen ein, sich in einer Schreibwerkstatt
auszutauschen und ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Experten für
Kreatives Schreiben unterstützen die Teilnehmer dabei,
Schlüsselmomente von Flucht und Ankommen zu kleinen Texten zu
gestalten. Eine Auswahl der Texte wird im Badischen Tagblatt exklusiv
abgedruckt, in szenischen Lesungen präsentiert und mündet u.U. in
einem Buchprojekt.
Das
Badische Tagblatt unterstützt die Aktion: Wer Lust hat seine
Migrationsgeschichte aufzuzeichnen, ohne an den Schreibworkshops
teilzunehmen, findet hier eine Plattform.
Machen
Sie mit! Ideen und weitere Kooperationspartner sind willkommen!
Das
Bündnis „Baden-Baden ist bunt“ möchte hauptsächlich als
Plattform fungieren. Gefragt sind nun alle Bürger, Organisationen,
Schulen, Vereine, Stiftungen, Clubs, bei diesem großen Projekt aktiv
mitzuarbeiten.
Wer
sich für das Projekt interessiert und/oder bereits Aktionen anmelden
möchte, möge sich bitte bis Anfang September an folgende Mail-Adresse wenden:
Gerhard.Durlacher@gmx.de
Für den 13. September 2017 ist ein erstes Koordinierungstreffen aller möglichen Organisatoren geplant.
Fragen, Anregungen und sonstigen Kommentare können Sie direkt schicken an
info@Baden-Baden-liest.de
Für den 13. September 2017 ist ein erstes Koordinierungstreffen aller möglichen Organisatoren geplant.
Fragen, Anregungen und sonstigen Kommentare können Sie direkt schicken an
info@Baden-Baden-liest.de