Dienstag, 10. Dezember 2024

 

Baden-Baden erhält eine

Gerhard-Durlacher-Brücke

 
Endlich! Der Hauptausschuss des Gemeinderats Baden-Baden hat gestern genehmigt, dass die im Volksmund Wilhelmsbrücke genannte Brücke nahe der Stadtbibliothek nach dem 1937 aus Baden-Baden geflüchteten, jüdischen Schriftsteller Gerhard Durlacher benannt wird. 
 
 

 
Gerhard Durlacher ist in der Stadt bekannt. Sein Buch "Ertrinken" stand 2018 ein ganzes Jahr lang im Mittelpunkt der stadtweiten Aktion "Baden-Baden liest ein Buch", die vom Bündnis „Baden-Baden ist bunt“ initiiert und von zahlreichen Einrichtungen und Vereinen der Stadt unterstützt wurde, allen voran der Arbeitskreis Stolpersteine. Der jüdische Schriftsteller verbrachte seine Kindheit in Baden-Baden, musste aber mit seiner Familie als Achtjähriger nach Holland fliehen. Später wurde er von dort aus nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert. Seine Eltern wurden ermordet. Er selbst überlebte den Krieg, wurde Soziologe in Amsterdam und verfasste mehrere literarische Werke mit autobiografischem Hintergrund, u.a. „Ertrinken“ über seine Kindheit im nationalsozialistischen Baden-Baden. 
 
Seit den 1990er Jahren kam er wiederholt zu Lesungen nach Baden-Baden, das Muße- Literaturmuseum der Stadtbibliothek erinnert an ihn. Mittlerweile hat seine Tochter Jessica Durlacher unter dem Titel „Die graublaue Strickjacke“ das Gesamtwerk Durlachers in deutscher Sprache herausgebracht. 
 
 
Angelika Schindler (links) und Jessica Durlacher bei der Buchvorstellung letzte Woche

 
Das ehemalige Bündnis „Baden-Baden ist bunt“, das die Aktion "Eine Stadt liest ein Buch" in enger Kooperation mit dem Arbeitskreis Stolpersteine 2018 initiiert und durchgeführt hat, hatte bereits 2018 den Wunsch an die Stadt herangetragen, die Wilhelmsbrücke nach Durlacher zu benennen. Damals war der Vorschlag allerdings schon im Vorfeld abgewiesen worden.
Die Umbenennung war vor einem Jahr unter Federführung von Angelika Schindler erneut von mehrere Gruppierungen, nämlich von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Baden-Baden, dem Arbeitskreis Stolpersteine Baden-Baden, der Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Baden-Baden, der Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden – auch natürlich im Namen des ehemaligen Bündnisses "Baden-Baden ist bunt“ aufgegriffen worden.
 
Der Hauptausschuss des Gemeinderats hat den gemeinsamen Antrag gestern einstimmig und mit großem Wohlwollen gebilligt.