Baden-Baden erhält eine
Gerhard-Durlacher-Brücke
Endlich!
Der Hauptausschuss des Gemeinderats Baden-Baden hat gestern genehmigt,
dass die im Volksmund Wilhelmsbrücke genannte Brücke nahe der
Stadtbibliothek nach dem 1937 aus Baden-Baden geflüchteten, jüdischen
Schriftsteller Gerhard Durlacher benannt wird.
Gerhard
Durlacher ist in der Stadt bekannt. Sein Buch "Ertrinken" stand 2018
ein ganzes Jahr lang im Mittelpunkt der stadtweiten Aktion "Baden-Baden
liest ein Buch", die vom Bündnis „Baden-Baden ist bunt“ initiiert und von
zahlreichen Einrichtungen und Vereinen der Stadt unterstützt wurde,
allen voran der Arbeitskreis Stolpersteine. Der jüdische Schriftsteller
verbrachte seine Kindheit in Baden-Baden, musste aber mit seiner
Familie als Achtjähriger nach Holland fliehen. Später wurde er von
dort aus nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert. Seine Eltern
wurden ermordet. Er selbst überlebte den Krieg, wurde Soziologe in
Amsterdam und verfasste mehrere literarische Werke mit autobiografischem
Hintergrund, u.a. „Ertrinken“ über seine Kindheit im
nationalsozialistischen Baden-Baden.
Seit
den 1990er Jahren kam er wiederholt zu Lesungen nach Baden-Baden, das
Muße- Literaturmuseum der Stadtbibliothek erinnert an ihn. Mittlerweile
hat seine Tochter Jessica Durlacher unter dem Titel „Die graublaue
Strickjacke“ das Gesamtwerk Durlachers in deutscher Sprache
herausgebracht.
Das
ehemalige Bündnis „Baden-Baden ist bunt“, das die Aktion "Eine Stadt
liest ein Buch" in enger Kooperation mit dem Arbeitskreis Stolpersteine
2018 initiiert und durchgeführt hat, hatte bereits 2018 den Wunsch an
die Stadt herangetragen, die Wilhelmsbrücke nach Durlacher zu benennen.
Damals war der Vorschlag allerdings schon im Vorfeld abgewiesen worden.
Die
Umbenennung war vor einem Jahr unter Federführung von Angelika
Schindler erneut von mehrere Gruppierungen, nämlich von der
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Baden-Baden, dem
Arbeitskreis Stolpersteine Baden-Baden, der Deutsch-Israelische
Gesellschaft (DIG) Baden-Baden, der Israelitische Kultusgemeinde
Baden-Baden – auch natürlich im Namen des ehemaligen Bündnisses
"Baden-Baden ist bunt“ aufgegriffen worden.
Der Hauptausschuss des Gemeinderats hat den gemeinsamen Antrag gestern einstimmig und mit großem Wohlwollen gebilligt.