Schrecklich
und einprägsam:
Das
Konzert von Rosie Dasch
Das
Thema der Ermordung von Juden im Dritten Reich ist immer schrecklich.
Aber noch viel schrecklicher ist es, Berichte aus einem Ghetto zu
hören, Lieder zu hören, die diese Menschen in ihrem Elend, den
sicheren Tod vor Augen, noch komponiert und gesungen und gespielt
haben. Zu erfahren, wie diese Menschen zusammengetrieben wurden,
weggesperrt, wie ihnen nicht erlaubt wurde, nach einem harten
Arbeitstag außerhalb des Lagers Lebensmittel hineinzuschmuggeln, wie
sie Tag für Tag erlebten, wie Nachbarn, Freunde, Verwandte abgeholt
wurden und nie wiederkamen.
Oder gar – ganz unvergesslich brennt sich
das ein – zu hören, wie eine Frau und Mutter eindrücklich
beschreibt, wie sie und ihre Töchter zur Erschießung geführt
werden, die Töchter sterben und auch sie getroffen wird, aber
irgendwann nachts im Massengrab in einem Blutbad aufwacht, verwundet, wie sie sich zu
einem nahegelegenen Bauernhof schleppt - und wieder zurück ins
Ghetto kommt, und es diesmal nicht überlebt.
Beklemmende
Augenblicke waren dies. Unter dem Motto „Es iz geven a zumertog –
es war an einem Sommertag“ zeichneten Roswitha Dasch und Ulrich
Raue aus Wuppertal am Sonntag in der Lutherkirche in Lichtental die Geschichte des
Wilnaer Ghettos im Spiegel seiner Lieder nach, und zwar exakt am 23. September, dem 75.
Jahrestag der endgültigen „Räumung“ des Ghettos.
Enttäuschend
wenig Zuhörer waren gekommen, aber sie erlebten einen ganz
besonderen Abend, den sie so schnell nicht vergessen werden. Mit den
nüchternen Texten und einem unter die Haut gehenden 13teiligen
Liederzyklus ließen Dasch und Raue jene Zeit wieder auferstehen und
gaben auf eindringliche Weise tausenden Ermordeten eine Stimme.
Auf
Initiative von Gisela Erbslöh, die auch die einführenden Worte
sprach, war es im Rahmen der interkulturellen Wochen Baden-Baden gelungen, die beiden Musiker nach Baden-Baden
zu holen. Ihr Konzert war auf Einladung von Pfarrer Thomas Weiß von
der evangelischen Luthergemeinde in Kooperation mit der Evangelischen
Erwachsenenbildung und in Verbindung mit der Aktion „Baden-Baden
schreibt und liest ein Buch“ zustande gekommen.

Rosie
Dasch hat sich seit Beginn der 1990er Jahre der Geschichte des
Wilnaer Ghettos verschrieben, eine Lebensaufgabe, wie sie sagt. Sie
hat Überlebende in Litauen aufgesucht, ihre Geschichten
zusammengetragen, sich die Lieder vorsingen lassen, alles
dokumentiert, eine Ausstellung aufgebaut, einen Film gedreht und ein
Hilfswerk gegründet, das Spenden sammelt, um ehemalige Ghetto- und
KZ-Häftlinge zu unterstützen, deren Not in Litauen auch heute noch
groß ist.
Allein
schon, um hierfür Spenden zu sammeln, hätte man sich für diese
Veranstaltung einen größeren Rahmen und breitere öffentliche
Aufmerksamkeit gewünscht.
Und
hier der Link zu Roswitha Daschs Webseite, und zwar direkt zu ihrem gemeinnützigen Verein mit
Spendennummer => KLICK
Hier
der Link zum Wikipedia-Eintrag über das Ghetto in Wilna =>
Laut Wikipedia war das
Ghetto Vilnius, damals Ghetto Wilna, ein nationalsozialistisches
Ghetto in der Altstadt der litauischen Hauptstadt Vilnius (deutsch
Wilna), in das die deutschen Besatzer die jüdische Bevölkerung
sperrten. Das Ghetto bestand aus zwei Teilen, dem Großen und dem
Kleinen Ghetto, die voneinander durch eine Straße getrennt waren.
1931 betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Vilnius, das
als das Jerusalem des Ostens galt, 28 Prozent bzw. 55.000
Personen. Die meisten von ihnen wurden ermordet, zum großen Teil im
nahe Vilnius gelegenen Ponar, heute ein Vorort der Stadt.